THE CYBERGROUP MAGAZINE // ISSUE 04

84 WIR HATTEN DIE CHANCE MIT MICHAEL FRETER, VORMALS COO DER REED EXHIBITIONS DEUTSCHLAND ÜBER SEINE ZUKUNFT UND SEINE PLÄNE ZU SPRECHEN. Lieber Michael, 13 lange Jahre warst Du, das Gesicht der PSI. Seit Mitte 2021 gehst Du nun deinen eigenen Weg und hast dein eigenes Unternehmen gegründet. 1. Wie sind deine Pläne für die Zukunft? 2022 und 2023 orientiere mich strategisch geprägt an verschiedensten Branchen und in ver- schiedenste Richtungen, dazu gehören im ganz Konkreten vor allem Messen. Aktuell bin ich zum Beispiel in die Planung einer großen Messe in Barcelona involviert. Zudem versuche ich das Thema Nachhaltigkeit, dass durch die Entwicklung und Fortführung der PSI Sustainability Awards sicherlich bis dato einen hohen Stellenwert für mich hatte und auch weiterhin haben wird, auf verschiedenste Branchen auszuweiten. Ein weiteres sehr wichtiges Thema für mich in Hinsicht auf die Werbemittelbranche ist die Vernetzung der Werbeartikelbranche. Das Thema ist sehr konkret und die Zahl der Interessenten, die ein solches Netzwerk auf globaler Ebene unterstützen möchten, wird immer größer. Man will sich austauschen, persönlich treffen und ein offenes, vertrauensvolles und zudem professionelles Netzwerk hierfür vorfinden. In Utrecht hatten wir hierzu unseren ersten offiziellen Pressetermin, der sich diesem Thema gewidmet hat. 2. Was sind deine Learnings aus 13 Jahren Werbemittel Branche? Wenn man der Branche eines nicht vorwerfen kann, dass sie nicht kreativ sei. Ein Innovationstreiber hin- gegen ist sie leider noch immer nicht. Gerade das wird nun aber in den letzten Jahren immer mehr gefordert. Die Globalisierung und die Transparenz der Märkte verändern die Strukturen der Branche massiv und Herstel- ler, Importeure und Händler müssen sich neu ausrichten und manche sogar neu erfinden. Dass das nicht allen in der Wertschöpfungskette gefällt und viele sich noch immer dagegenstemmen ist schwierig. Der Online- handel, direkte Beschaffungswege, Handelskriege weltweit und zuletzt auch Covid-19 haben die Branche vor große Herausforderungen gestellt und werden dies sicherlich auch noch länger tun. Hinzu kommt, dass die Branche leider noch immer sehr wenige Fürsprecher, gerade in der Politik, und Bot- schafter, die für eben diese Branche auch eintreten, hat. Das Image der Werbeartikel ist noch immer nicht gut. Da muss definitiv noch einiges getan werden. Diese Themen anzupacken und das Interesse etwas für ein positiveres Image und ein besseres Standing zu unternehmen steigt von Jahr zu Jahr und das ist auch dringend nötig. 3. Wie bist Du mit den PSI Sustainability Awards verbunden? Sehr emotional natürlich, als Gründer. Das kann man nicht ablegen und wäre auch schade. Daher bin ich auch künftig, nun in der Funktion als freier Berater, gerne dabei. Schön ist zu sehen, dass das Thema Nachhaltig- keit und gerade eben die Awards internationaler werden. So sind wir mit den PSI Sustainability Awards weltweit Vorreiter und Benchmark für viele andere Verbän- de. Es wird spannend zu sehen, wie sich die Branche den Themen und damit auch diesem Award stellt. Die Bereitschaft und Notwendigkeit etwas zu unternehmen ist angekommen, nun muss es noch flächendeckend umgesetzt werden. Ich halte den Award für einen sehr wichtigen Preis, das Thema Nachhaltigkeit wird da- durch mess- und sichtbar. INTERVIEW MIT MICHAEL FRETER. CYBER FRIENDS INTERVIEW MIT MICHAEL FRETER 4. Wie siehst Du die Zukunft der PSI Sustainability Awards? Die PSI Sustainability Awards haben sich stetig weiterentwickelt und werden weiter wichtiger Bestandteil der Branche sein. Auch die aktuellen Weiterentwicklungen in Richtung Internationalität werden die Bedeutung des Awards vorantreiben. Ich merke das auch in Bezug auf meine Vielzahl an Gesprächen mit internationalen Verbänden und Unternehmen. Demnach blicke ich äußerst positiv in die Zukunft. Wenn man sieht, wie sich 2022 die Jury internationalisiert hat, das ist schon eine tolle Entwicklung. 5. Wie siehst Du generell das Thema Nachhaltigkeit in der Branche? Die gesamte Branche hat langsam, aber sicher verstanden, dass das Thema Nachhaltigkeit zum Geschäftsmodell gehört und integ- riert sein muss. Die Nachfrage zu mehr Nachhaltigkeit steigt und das generelle Interesse der Verbraucher ist da. Mittlerweile achtet fast jeder darauf, wie ein Produkt gefertigt oder verpackt ist. Entsprechend dieser Nachfrage muss das Angebot auch in der Werbe- mittelbranche angepasst werden. 6. Was hat deiner Meinung nach die Branche bis dato in Puncto Nachhaltigkeit gut umgesetzt und wo müssen wir noch ran? Wenn man sich die Entwicklung und Zahlen der PSI Awards anschaut, dann spricht das für sich. Die Branche hat die Wichtigkeit und Notwendigkeit verstanden und ist auf einem sehr guten Weg. Schwächen sehe ich immer wieder in der Vermarktung nachhaltiger Produkte und Konzepte. Teilweise werden tolle nachhaltige Produkte einfach schlecht oder gar nicht vermarktet. Aus meiner Sicht ist das aber gar nicht so schwierig, selbst wenn das Produkt im Zweifel ein paar Cents mehr kostet. Des Weiteren sehe ich in der Transparenz der Lieferketten noch immer großen Nachholbedarf. Hier wird sicherlich nicht immer alles zu 100% nachvollzogen und letztlich transparent dargestellt. Kein leichtes Thema, gerade im Hinblick auf Fernost, aber eben immens wichtig in Hinsicht auf die Glaubwürdigkeit. Zumal man in enger Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten auch heute schon viel mehr herausholen könnte, als wenn man es allein versucht umzusetzen. Hier sollte man sich letztlich auch auf Spezialisten ver- lassen. Ein letztes, großes Thema sind die Zertifikate. Wir sehen es jedes Jahr immer wieder in der Jury Sitzung, dass Zertifikate eingereicht werden, die abgelaufen sind, die nicht zum Unternehmen oder Produkt passen oder nicht validiert sind. Auch hier gilt eine lückenlose und transparente Dokumentation ist unabdingbar. Gültige und aktuelle Zertifikate sind zwingend notwendig und schaffen Glaub- würdigkeit und Transparenz. 7. Wofür steht in deinen Augen die PSI und das dahinterstehende Netzwerk? Das PSI Netzwerk und die Messe waren in den letzten 60 Jahren wie ein Fels in der Brandung. Wenn es mal eine Krise gab, waren das PSI und die Gemeinschaft der PSI da. Und das PSI war die große Klammer und hat alle Mitglieder zusammengehalten und für Lö- sungen gesorgt. Das PSI hat immer wieder seine Bedeutung bewiesen als es kritisch wurde. Aller heutigen oder vergangenen Kritik gegenüber, darf man das nicht vergessen, denn das bleibt bestehen. 9. Warum würdest Du einen PSI Besuch empfehlen? Die PSI ist die größte und hellste Plattform gerade auch im Vergleich zu anderen internationalen Messen. Daher finde ich auch, dass die Messe immer noch ein Muss ist. Klar hat Covid-19 viel verändert, aber das ist auch in anderen Branchen so. Die Breite der PSI ist daher für mich nicht nur eine Empfehlung, sondern ein Muss. 10. Was macht, deiner Meinung nach, ein gutes Werbemittel aus? Ein gutes Werbemittel ist eines, das Funktionalität in den Vordergrund stellt. Das haben wir bei den Schreibgeräten oder Schlüssel- anhängern mit Einkaufschip beispielsweise. Diese Artikel nutzen wir und das nicht nur über kurze Zeit. Die Qualität spielt ebenso eine Rolle, da sie die Langlebigkeit beeinflusst. Als dritter Baustein ist hier das Design zu nennen. Verschmelzen Funktionalität, Qua- lität und Design miteinander ist es meiner Meinung nach dem perfekten Werbemittel. Eco-Design ist damit sicher eines wichtigsten Trends. Ich habe zu Beginn meiner Tätigkeit von Walter Jung – dem Gründer des PSI - einen Bleistift mit Werbegravur aus dem Jahre 1943 geschenkt bekommen. Ein Stück Geschichte, auf das ich gut achtgebe.

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