THE CYBERGROUP MAGAZINE // ISSUE 04

50 51 THE CYBERGROUP MAGAZINE ISSUE 04 25 JAHRE CYBER-WEAR. ANLASS GENUG, UM EIN WENIG IN DER VERGANGENHEIT ZU SCHWELGEN. Wie alles begann oder wie manch einer sich fragt “wie kommt man darauf Kugelschreiber zu verkaufen?” Eigentlich wollte ich es partout verhindern, die Geschichten mit “Es war einmal” zu erzählen. Aber, was soll’s, jedes gute Märchen beginnt nun mal so und nun also auch unser cyber-Mär- chen: 25 Jahre märchenhafte Entwicklung. Es war an einem nasskalten Mittwochmorgen irgendwann im Jahr 1992 im September. Einer dieser Morgen, an dem es in unserem Alter nur zwei Typen Mensch gab: Die, die froh waren, dass die großen Ferien und die große Langeweile vorbei waren, und die, die es nicht abwar- ten konnten, dass der erste Schultag schnell wieder vorbei ist. Ich gehörte eher zur zweiten Gruppe. Denn immerhin war das Wetter noch gut genug, um Tennis spielen zu gehen. Egal wie, es war gefühlt schlechtes Septemberwetter, meine Erinnerung mag aber auch falsch sein und es war eigentlich bestes Sommerwetter. Wir saßen in unserem Klassenzimmer für das kommende Jahr, die 9. Klasse, und erwarteten gespannt unseren neuen Klassenlehrer, der traditionell auch immer die Neuen im Schlepptau hatte. Kaum hatte sich der Kampf um die letzte Reihe gelegt, ging die Tür auf und der Neue kam rein. Nein, der Klassenlehrer war noch derselbe, der Neue war ein neuer Mitschüler und mein erster Gedanke “bitte nicht DER” und mein zweiter Gedanke war “Mist, neben mir ist noch ein Platz frei”. Der Neue war der große Bruder einer Mitschülerin aus der Parallelklasse und einer, der auch in der Hockey-Mannschaft der Schule war. Einer von den älteren und cooleren, die uns beim Training immer leicht abfällig behandelten. Okay, dachte ich mir, da hat es wohl nicht gereicht im letzten Schuljahr. Und zack, saß der ätzende Typ neben mir und die Geschichte nahm ihren Lauf. Warum auch immer, und das können sich weder Roman noch ich mir bis heute erklären, wurde aus Ignoranz (um es mal nett auszudrücken) eine Freundschaft, aus Freundschaft blindes Vertrauen und letztlich die Basis von cyber-Wear. Seit diesem ersten Tag gibt es so gut wie keinen Tag, an dem wir nicht in irgendeiner Form miteinander kommunizieren. Der Deal mit unserer Deutsch Lehrerin. Wir waren beide ziemlich gut in Deutsch und hierbei spreche ich auf keinen Fall von Grammatik - das war weder Romans CYBER-WEAR GESCHICHTEN STORY OF... noch meine Stärke. Aber Interpretieren und Argumentieren konnten wir wie die Großen. Mit unserer Deutschlehrerin haben wir eine Art Deal ausgehandelt, der besagte, “Solange ihr gute Noten schreibt und hinten in der letzten Reihe die Klappe haltet und niemanden stört, dürft ihr machen was ihr wollt”. Und so sollte es sein. Wir saßen in der letzten Reihe, es war die Hochphase von Chiemsee-Klamotten und großen, lauten Drucken. Zwischen Roman und mir saß ein weiterer Mitschüler und Freund, der gut zeichnen konnte, und rechts von uns ein weiterer Mitschüler mit türkischen Wurzeln. Und so kam es, dass wir anfingen zu spinnen und unsere eigene Modemarke entwickeln wollten. In Anlehnung an Chiemsee wurde nach langem hin und her das erste Motiv geboren und die Marke nach einem türkischen See kurzerhand Vangölu benannt. Hiervon druckten wir uns dann eine Handvoll T-Shirts, gerade so viele wie unser Taschengeld hergab, und versuchten diese an Mitschüler zu verkaufen. Das Interesse und der Erfolg dabei waren - na ja, nennen wir es mal beim Namen… eher wenig bis gar nicht vorhanden. Aber die Idee war da und wir wussten, irgendwas mit Textilien ist cool. So tüftelten wir weiter, entwickelten neue Motive in skurrilsten Versionen und priesen diese tapfer jedem, aber auch wirklich jedem an: Mitschülern, Lehrern, Familie, Freunden, etc. In unserer Euphorie träumten wir schon zu dieser Zeit vom großen Erfolg, der jedoch noch etwas länger auf sich warten ließ. Aber eines stand schon zu diesem Zeitpunkt fest, der Marken- und spätere Firmenname “cyber“. Zu diesem Zeitpunkt noch ohne das Wear, aber dazu später mehr. Ein erster kleiner Erfolg war dann in der Tat ein Auftrag über 100 T-Shirts, die wir mit einem befreundeten Hip- Hopper aus Heidelberg entwickelten und druckten, so dass Roman diese auf einem Hip-Hop Contest verkaufen konnte. Aus dieser Idee heraus kam uns dann der Gedanke, unseren älteren Mitschülern der 13. Klasse Abi T-Shirts und alles rund um das Thema Abitur zu verkaufen. Die zweite Geschäftsidee war geboren, wir entwickelten Abi-Logos, produzierten T-Shirts, Sweater und gefühlt alles, was man bedrucken konnte. Mit den Ergebnissen fuhren wir per Straßenbahn oder dem Fahrrad von Schule zu Schule und boten unsere Dienste an. Das funktionierte erstaunlicher Weise wirklich gut. Da es gleichzeitig aber auch ein sehr temporäres Saisongeschäft war, mussten wir uns überlegen, was wir in den restlichen Monaten wem auch immer anbieten konnten. Und so mussten als nächstes Bekannte unserer Eltern herhalten, ob Inhaber eines Gas- und Wasser- Installationsbetriebes oder einer Versicherungsvertretung, lokale Vereine, Bauunter- nehmen und andere: Wir entwickelten Logos und druckten Mitarbeiter T-Shirts, Trikots etc. mit gerade einmal fünf Mann. Fortsetzung folgt...

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