THE CYBERGROUP MAGAZINE | ISSUE 02 // 2022

THE CYBERGROUP MAGAZINE 91 Die Nutzung von Produkten aus Mikroben durch die Menschheit hat eine lange Geschichte, von Bier und Brot bis hin zu Insulin für die Diabetesbehandlung. Wir können jetzt die Kraft der Biotechnologie für Nextgen-Materialien nutzen, indem wir biologische Fabriken schaffen, in denen spezielle Bakterien oder Hefen wachsen, welche die Bausteine für Materialinnovationen produzieren. Mit einem breit gefächerten Portfolio an mikrobiell erzeugten Produkten, darunter Proteine wie Kollagen, Leder und Seide, fossilfreie und biologisch abbaubare Kunststoffe und vielseitige Materialien auf Zellulosebasis, bieten bereits viele Unternehmen und Start-ups diverse Ansätze für leistungsstarke, nachhaltige Materialzusammensetzungen. Wir haben uns gefragt, ob die viel gepriesene Nachhaltigkeitslösung eine Zukunft in der Mode hat. Die Modeindustrie und die textile Wertschöpfung wird in den letzten Jahren radikal neu gedacht. Viele Unternehmen setzen sich mit diesen Impulsen auseinander und entwickelt individuelle Konzepte. DER WETTLAUF DER MODE UM NEUE MATERIALIEN STOFFE DER NÄCHSTEN GENERATION - MYCEL-LEDER. MYCEL-LEDER CG INTERNATIONAL Marken verfolgen eine Reihe von Initiativen zur Einführung von recycelten Textilien, regenerativ angebauter Baumwolle und Leder auf Pilzbasis, beispielsweise von MycoWorks. Myzel ist ein natürlich vorkommendes, polymeres Verbundmaterial, das aus Chitin, Zellulose und Proteinen zusammengesetzt wird. Obwohl Pilze keine Pflanzen sind, kann eine Analogie zum Pflanzenwachstum helfen, die Bildung des Myzels zu erklären. Anders als Pflanzen, die für die Photosynthese Sonnenlicht benötigen, wachsen Pilze indem sie Pflanzen und andere organische Stoffe zersetzen und dabei ein dichtes, wurzelähnliches Myzelnetz bilden. Obwohl der Bereich der Biotechnologie an Dynamik gewinnt, sind die meisten Artikel immer noch in limitierter Auflage oder sehr teuer. Um in der breiten Masse Fuß zu fassen, müssen sich die Unternehmen vergrößern und die Preise müssen sinken. Vieles hängt davon ab, wie die ersten Experimente der Marken funktionieren. INNOVATION BRAUCHT ZEIT Marken suchen nach plastikfreien, nicht-tierischen Lederalternativen und Verbraucher fordern umweltfreundlichere Produkte. Sie sind immer mehr daran interessiert, auf ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu achten. Auch Marken wie LVMH und Kering sehen einen Wert in der Erprobung von Mycelium und nehmen alternative Materialien ins Visier. Nach Jahren des Experimentierens und Entwickelns kommen Handtaschen, Schuhe und Mäntel aus Mycel-Leder, hergestellt aus den Wurzeln von Pilzen, in die Regale von Marken wie Stella McCartney, Balenciaga und Hermès. Ein erster Test dafür, ob die Stoffe der nächsten Generation eines Tages den Mainstream erobern könnten. Start-ups wie Bolt Threads und MycoWorks, die Mycelium für die Modebranche herstellen, sind vielversprechend. Wenn alles gut geht, könnte der Markt für alternative Materialien bis 2026 einen Wert von 2,2 Milliarden Dollar erreichen. IISSUE 02 22 90

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