Ein Handtuch ist weit mehr als nur ein simples Tuch zum Abtrocknen. Die Geschichte des Handtuchs ist faszinierend und gespickt mit Anekdoten. Der Brauch, sich mit Stofftüchern abzutrocknen, hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Im Mittelalter waren noch einfache Leinentücher die Norm für die Körperpflege.
Frottierwaren sind bis heute wegen ihrer besonderen Eigenschaften weltweit beliebt. Dieses Gewebe wird in einem aufwendigen Verfahren aus mehreren Kettenfadensystemen hergestellt, was einen angenehmen Griff und hohe Saugfähigkeit gewährleistet. Der Name „Frottier“ leitet sich wahrscheinlich vom französischen Wort „frotter“ ab, was „abreiben“ oder „trockenreiben“ bedeutet.
Die europäische Geschichte der Frottierherstellung ist gut dokumentiert, doch die genaue Herkunft des Frottiers bleibt im Dunkeln. Wahrscheinlich wurde das Verfahren im Vorderen Orient oder der Türkei entwickelt und von einem Engländer namens Henry Christy um 1850 entdeckt. Bis vor einigen Jahren wurden Handtücher aus Frottier deshalb noch als „Turkish Towels“ bezeichnet, ehe der Begriff durch „Terry Towels“ ersetzt wurde.
Der findige Engländer Christy, der sich auf das Sammeln textiler Handarbeiten spezialisiert hatte, erkannte schnell das Potenzial, welches das weiche Gewebe auf dem heimischen Markt entwickeln würde und sandte seinem Bruder, der in den Fairfield-Werken in Droylsden arbeitete, ein in Handarbeit gefertigtes Tuch. Er fürchtete, dass die fortschreitende Massenproduktion traditionelle Herstellungstechniken verdrängen könne. Wer die Schlingenwebtechnik von Frottier ursprünglich erfunden hat, ist indes nicht geklärt. Der Brite Samuel Holt, der als Arbeiter in der Hillgate Mill beschäftigt war, entwickelte jedoch ein Verfahren, mit dem Frottier maschinell hergestellt werden konnte.
Die erste zufriedene Kundin war niemand geringeres als ihre Majestät Königin Victoria, die nach der Weltausstellung von 1851 gleich sechs Dutzend Christy-Handtücher für den königlichen Haushalt bestellte. So eroberten die Frottierhandtücher zunächst die Badezimmer des Adels und später auch die der Bürger. Auch heute noch ist der Traditionshändler Christy in England die erste Adresse, wenn es um Frottierwaren geht. Frottier verbreitete sich auch rasch in Deutschland, bereits 1856 wurde der erste Frottierwebstuhl an der deutsch-tschechischen Grenze aufgestellt.
Neben dem Alltagsgebrauch hat das Handtuch auch in der Welt des Sports eine bemerkenswerte Geschichte. Das „Terrible Towel“ der Pittsburgh Steelers ist ein Symbol und eine Tradition im American Football. Fans schwenken es am Spieltag, und es hat Millionen für wohltätige Zwecke gesammelt. Diese Tradition begann 1975 und hat die Steelers zu zahlreichen Erfolgen begleitet. Das Terrible Towel ist ein ikonisches Erkennungszeichen für Steelers-Fans.
Der kuriose „Towel Day“ wiederum ist ein Ehrentag für Douglas Adams, dem Autoren von „Per Anhalter durch die Galaxis“ und wird jährlich am 25. Mai weltweit gefeiert, indem man ein Handtuch mit sich trägt, egal wo. In „Per Anhalter durch die Galaxis“ gilt das Handtuch als „so ziemlich das Nützlichste, was ein galaktischer Tramper bei sich haben kann.“ Ford Prefect, einer der Hauptcharaktere, ist deshalb niemals ohne Handtuch unterwegs. Das Handtuch ist auch eine stetige Erinnerung daran, die Ruhe zu bewahren, egal welche Hindernisse dir das Leben in den Weg legt.